Eine Multimedia Reportage durch die Republik30 Jahre Mauerfall von Sabrina Gander
Eine Reise auf den Spuren der innerdeutschen GrenzeVon West nach OstLos geht es in Ulm
Ob Mauerüberreste, vergessene Bahnhöfe oder vergossene Tränen. Ich habe die Seelenpostkarten mit dem Mikrofon und das Land versucht mit der Kamera einzufangen. Mal sind es leise Momente, mal ganz laute Erinnerungen, die mir erzählt wurden. Deutschland, wie geht`s dir beginnt mit meiner eigenen Kollegin aus dem Ulmer Radiosender Donau3FM. Eine erste Begegnung voller Gefühle. Träume und Sentimentalität.
Sabrina Gander im Herbst 2019
Einmal quer durch die RepublikMeine Reiseroute
Weiter ging es nach Mödlareuth ("Little Berlin",
wie die Amerikaner es nannten) und übers Land nach Leipzig.
Wie Udo Lindenberg das Mädchen aus Pankow beschützt hatWiebke Schröder"Ich will das alles eigentlich nicht"
Wiebke Schröder, im Herbst 2019"Die Menschen haben Federn gelassen"
Meine Reise beginnt in Ulm - mit meiner Kollegin Wiebke!
Meine Reise beginnt in Ulm - mit meiner Kollegin Wiebke!
Für Wiebke hat die Wende spuren hinterlassen. Es geht den Leuten nicht gut. Freiheit? Ja, die gibt es schon. Aber richtig frei ist man doch nur im Kopf.
Was mich an ihrer Geschichte so berührt hat, war die intensive Welt der Erinnerungen. Das warme Gefühl, das sie gezeigt hat, wenn es um ihr "Nest", die ehemalige DDR ging. Nein, die Mauer hätte sie nicht stehen lassen. Aber hätte man gleich alles aufgeben müssen? Für Wiebke steht fest, irgendwann geht es wieder zurück nach Berlin. Das sie ja ohnehin nie verlassen hat. Hier hört ihr das komplette Interview:
Podcast mit Wiebke Schröder
Westhausen - ist da jemand?
Westhausen - ist da jemand?
Egal ob Ost oder West, in ländlichen Gebieten gibt es in kleinen Orten viele verlassene Bäcker, Metzger und immer wieder sichtbaren Leerstand.
Kurz vor Nördlingen an einem BauernhofHerbststimmung quer durch Deutschland
Weiter geht es nach Nördlingen.
Nördlingen
"30 Jahre Mauerfall, haben Sie da" - ich werde unterbrochen. "Unbedingt, dazu können wir was sagen."Und so beginnt ein spontanes Interview in der Sonne, in Nördlingen.
Mit dem Mikro auf GeschichtenjagdMittelfranken - in der Umgebung von Nürnberg
"Was verbinden Sie mit 30 Jahre Mauerfall?" Am Brombachsee erzählt mir eine Frau, wie sie den 9.November 1989 in Nürnberg erlebt hat. Und ganz spontan erfahre ich von einer zweiten, berührenden Geschichte in diesem Zusammenhang.
Gleis 1 in der BRDPhilipp SpiegelZeitzeuge 1989 in Hof
Die ersten Menschen kommen aus Prag anHof - ein Bahnhof mit bewegter Geschichte
Auf Gleis 1 erreichen die Züge ihr Ziel und am Bahnhof warten die Bürger von Hof mit Geschenken, Kleidung, Essen und vielen anderen Sachen, die bei der Ankunft der Flüchtlinge auf sie einprasseln. Eine Welle der Hilfsbereitschaft hat die Hofer erfasst in diesen Stunden und noch heute erinnern in der Bahnhofshalle in Hof große Bilddrucke und Erinnerungstafeln an diese besonderen Stunden 1989.
Am 5.Oktober 1989 kommen die ersten Züge aus der Prager Botschaft an13600 Menschen erreichen HofJubelnde Massen am Bahnhof, Freudentränen und Freiheitsküsse
Die Züge erreichen HofBilder der Ankunft
Erinnerungen aus Hof Podcast mit Philipp Spiegel
Hierhin strömten die Menschen aus Hof und begrüßten die DDR- Flüchtlinge.
Im Interview blickt Philipp Spiegel auf die geschichtsträchtigen Stunden in seiner Heimatstadt Hof zurück:
Meine Reise geht weiter...Von Hof Richtung Osten
Vorbei an leerstehenden HäusernAuf dem Weg nach Mödlareuth
Ein Mahnmal der Geschichte Mödlareuth Die Mauer steht heute immer noch.
Ein Mahnmal der Geschichte Mödlareuth Die Mauer steht heute immer noch.
Ein geteiltes Dorf
Mit Gänsehaut bin ich hier durch das Gelände gegangen
Gelände des FreilandmuseumsÜber 23 Jahre trennte die Mauer das Dorf
Immer wieder verlassene, kleine OrteKurz vor Leipzig
Der Klang der MontagsdemonstrationenDavid Timm
Ort der friedlichen Revolution Nikolaikirche
Ort der friedlichen Revolution Nikolaikirche
Friedliche Revolution in Leipzig
Der 9. Oktober 1989 wurde hier zum Tag der Entscheidung. Seit dem Jahr 1982 fanden in der Nikolaikirche die Friedensgebete statt. Die Kirche und der Kirchhof wurden zum Zentrum der immer stärker werdenden Bewegung. Ab dem Herbst 1988 versammelten sich jeden Montag immer mehr Menschen auf dem Nikolaikirchhof. Am 25. September 1989 war die Menge so groß, das die Menschen bis auf den Augustusplatz und auf den Leipziger Promenadenring zu sehen waren.
Durch die mutige, gewaltlose Kraft der Montagsdemonstrationen wurde der 9. Oktober 1989 zu einem der bedeutendsten Tage der jüngeren deutschen Geschichte.
Podcast mit David Timm"Wir sind das Volk"Universitätsmusikdirektor der Uni Leipzig
David Timm war 1989 bei den Demonstrationen auf dem Augustusplatz.
"Es ist unvergesslich wie die 100.000 geklungen haben. Es war ein Gefühl von Aufbruch und von Mut."
Hier hören Sie sein Interview:
Und am Ende BERLINHier treffe ich auf den Retter der Bilder
Das DDR BildarchivRobert Grahn"Ich wollte immer fliegen und fotografieren!"
1989: als Robert Grahn im Radio von der Öffnung der Grenze in Berlin hört, glaubt er es erst nicht. Irgendwann packt ihn die Neugier und er nimmt seine Kamera und sein Equipment mit zur Invalidenstraße und fotografiert. Bis heute gehören seine Bilder zu Zeitzeugen und den wichtigsten in diesen Stunden.
Hören Sie hier den Podcast mit Robert GrahnBilder der Wende"Man hat viele als Wendehälse beschimpft"
Menschen, die durch diese Reportage mit mir in Kontakt kamen Und dann waren da noch... Geschichten, die unbedingt noch erzählt gehören
Menschen, die durch diese Reportage mit mir in Kontakt kamen Und dann waren da noch... Geschichten, die unbedingt noch erzählt gehören
Begegnungen
Und trotzdem gibt es da abseits der Route Menschen, die mich so sehr beeindruckt haben, das ich sie hier nicht vergessen möchte.Ich möchte sie sichtbar machen und sie sind ein Teil dieser Reise, auch wenn sie mir nicht auf dem Weg begegnet sind, sondern dadurch. Am Telefon, über die sozialen Medien und über Kontakte. Auch sie erzählen zu "30 Jahre Mauerfall" ihre Geschichte hier. Und ich bin dankbar, dass sie mir erzählt wurden.
Ein grenzenloses EngagementDie Retter der Denkmäler
Hier erzählt die Familie Erhard ihre Geschichte:
Das Engagement der Familie Erhard
Das Engagement der Familie Erhard
Zu einem ihrer Kernprojekte zählt die Denkmalpflege und Denkmalforschung entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze.Vor genau 20 Jahren (29. September 1999) konnte Familie Erhard die dem Verfall überlassenen Grenzanlagen bei Behrungen in Thüringen von der Gemeinde kaufen.Nach über drei Jahren Renovierungsarbeiten mit einem Zeitaufwand von mehreren tausend Arbeitsstunden, welche alle durch sie an Urlaubstagen oder in der Freizeit durchgeführt wurden entstand das Deutsch-deutsche Freilandmuseum mit Mahn- und Gedenkstätte bei Behrungen.
www.deutsch-deutsches-freilandmuseum.de
Heute stellt die Gesamtanlage eine der wenigen original erhalten historischen Grenzanlagen dar. Jeglichen Geschäftsbetrieb wie z.B. Souvenirverkauf, Imbiss oder Kunst an der Grenze lehnt Familie Erhard in ihren Grenzanlagen ab, da es dieses geschäftliche Treiben an der DDR-Grenze zu keinem Zeitpunkt gab.Zu den Kerninitiativen und Projekten der Zukunft zählt, dass Publizieren über die baulichen Hinterlassenschaften der Teilungszeit. Bereits 26 Buchwerke sind zur Grenzthematik als auch zur deutschen Einheit von Familie Erhard auf dem Markt gebracht worden. Neben Dokumentationen findet sich auch ein Kriminalroman als auch ein Kinderbuch mit zeithistorischem Hintergrund darunter. Auch ihre bundesweite Seminararbeit als auch die zahlreichen geführten Exkursionen im Areal des Freilandmuseums nehmen immer mehr Platz innerhalb ihrer Tätigkeit ein.So ist Familie Erhard in den vergangenen 30 Jahren älter und an Erfahrung reicher geworden. Da sie bis heute keinerlei Steuergeldleistungen in Anspruch nehmen und die Projekte um die gelebte deutsche Einheit in ihrer Fülle und Komplexität sehr beeindruckend sind zählt das Engagement der Erhards längst als bundesweit einmalig. In jedem ostdeutschen Bundesland sind Baulichkeiten der Teilungszeit wie z.B. Grenztürme, Zaunfragmente, Grenzmarkierungen erhalten geblieben.Anlässlich 30 Jahre Grenzöffnung sind hierüber zwei Buchdokumentationen erschienen. Unter: www.grenzdenkmale.de - Literaturportal können alle Buchwerke aufgerufen werden.
Mein Fazit
Am Ende bin ich reich...30 Jahre Mauerfall
Wie geht es Deutschland? Teilweise fühlen sich die Menschen auf dem Land vergessen. Ja, das stimmt. Aber die meisten Menschen feiern in diesen Tagen 30 Jahre Mauerfall und das mit dem Wissen um Freiheit für alle in diesem Land. Gibt es Unterschiede zwischen Ost und West? Bei vielen Menschen, die die Wende miterlebt haben, gibt es das "Ost und West"- Denken noch. Aber bei den meisten ist es eher eine Erinnerung an das was war. Die Jüngeren kennen die Teilung Deutschlands nur aus den Geschichtsbüchern. Ich wollte mit dieser Reportage Erinnerungen sammeln und allen anderen in diesem Land zugänglich machen. Ich wollte mein eigenes Land "erfahren" und bin dankbar für diese Möglichkeit. Wir feiern ein Ereignis, das vor allem eines bedeutet: frei zu sein. Freiheit für alle. Und am Ende bin ich reich an Geschichten. Berührende Bilder, eine unglaubliche Fahrt durch Deutschland und Begegnungen, die noch lange nachwirken werden. 30 Jahre Mauerfall, ich bin froh das feiern zu dürfen!
Sabrina Gander im Herbst 2019
Kontakt, Danksagung und Links
Kontakt, Danksagung und Links
Sabrina Gander
Freie Journalistin
Mail to: sabrina.gander@gmx.de
www.sabrinagander.de
Vielen Dank an alle, die mich unterstützt haben bei diesem tollen Projekt. Danke an Marco Worms, Brigitte Buhmann, Werner Jerono, Martin Härtl, Peter Christ, Wiebke Schröder, Philipp Spiegel, David Timm, Robert Grahn, Andreas Erhard, die Stadt Hof.
Wichtige Links:
https://www.ddrbildarchiv.de
https://www.hof.de/hof/hof_deu/index.php
http://erhard-family.de
http://www.moedlareuth.de
https://unichor.uni-leipzig.de/index.php?page=david+timm
https://www.leipzig.de